En vogue oder nicht mehr en vogue, das ist hier die Frage

En vogue oder nicht mehr en vogue, das ist hier die Frage

Wenn Mode dein Hobby ist, dann hast du ziemlich schnell ein gewaltiges Problem. Um immer als modisch durchzugehen, musst du mehr oder weniger wöchentlich neue Anschaffungen machen. Bist du erst einmal in diesem Sog drin, bleibt dir nichts anderes übrig, als dich bei den anonymen Shoppern anzumelden.

So oder so ähnlich habe ich mich gefühlt, als ich beschlossen habe, das folgende Experiment zu machen: Ich kleide mich durch meine beiden Kleiderschränke einmal komplett durch. Sprich von links nach rechts oder von oben nach unten. Quasi wie in 180 Tagen um die Welt. Mittlerweile sind meine Schränke nämlich so voll, dass ich den Überblick verloren habe. Ich greife fast immer zu den gleichen Kleidungsstücken und denke dennoch stets: „Nichts ist dabei, was wirklich schön ist.“

Das Schwierige an dem Experiment würde sein, sich unabhängig von Laune, den alten Kleidern bedienen zu müssen. Aber genau darum ging es mir. Ich wollte die Kleidungsstücke, die ich besitze, mehr zu schätzen lernen. Außerdem wollte ich herausfinden, ob ich mich von dem einen oder anderen Stück nicht doch trennen sollte.

Das Experiment baute sich wie folgt auf:

  1. Ziel: „Erfinde dich modisch neu mit dem, was du hast.“
  2. Dauer: 10 Tage
  3. Die Jury bin ich und alle Leser/innen, die einen Kommentar abgeben möchten.
  4. Ergebnis: offen bzw. coole Styles oder Start des effektivsten Ausmistens aller Zeiten.

Tag 1: Pastell trifft auf Herrenhose (ca. 2007 + 2011)

 

Tag 2: Wildes Aquarium (2013)

 

Tag 3: Lady in Tweed (2006)

 

Tag 4:  College-Look (2005/2006)

 

Tag 5: Black Panther (2002)

 

Tag 6: Pastell-Safari (2007 + 2013)

 

Tag 7: Ethno-Style (2008 + 2013)

 

Tag 8: Pink-Schwarz-Kombo (2004 + 2006)

 

Tag 9: Wolle trifft Seide (2008)

 

Tag 10: Streifenhörnchen (1997 + 2005)

 

Das Ergebnis war anders als erwartet und ziemlich positiv. Die Experimentvorgabe, sich täglich bewusst und unbedingt für alte Modeteile entscheiden zu müssen, fiel mir zwar schwer, hat jedoch nach kurzer Zeit schon ungemein Spaß gemacht. Hohes Kreativ-Potenzial war vonnöten, um alte und neue Stücke ideal zusammenzustellen. Schon bald wurde jeder Morgen zu einem freudigen Ereignis und einige nicht mehr brauchbare Stücke konnte ich auch aussortieren. Die landen jetzt bei Kleiderkreisel und Mächdenflohmarkt oder werden Bedürftigen gespendet.

Die auf den Fotos gezeigten Pullis, Kleider und Strickjacken bleiben auf jeden Fall in meinem Sortiment. Nach dem Experiment fühle ich mich deutlich weniger von der imaginären Wahnvorstellung gestresst, nichts oder nur wenig schöne Kleidungsstücke zu besitzen. Außerdem habe ich guten Gewissens ausgemistet, auch wenn ich zugeben muss, dass die Ausschussware sehr gering ausfiel. Eventuell würde ein objektiver Berater diesen Teil des Experiments etwas effektiver machen. Aber dann müsste ich mich ja von mehr Klamotten trennen….;-)

 

 

Unten ohne

Unten ohne

Die Mode kennt mitunter Probleme, die allein durch ein Überangebot an Lösungen entstehen. Um die Kurve einer pseudo-philosophischen Abhandlung gleich zu kriegen, nenne ich das Kind sofort beim Namen: Es geht um die Frage, was ziehe ich an, wenn ich keine Lust auf einzwängende Skinny-Jeans habe, die Leggings in der Wäsche ein Päuschen macht und die Beine nicht den baby-glatten Erwartungen der Gesellschaft entsprechen? Zugegeben es ist eher ein Problem der warmen Jahreszeit, denn im Winter reicht in diesem Fall die dicke Thermostrumpfhose. Und mia culpa eine kurze Nassrasur hätte die Krise abwenden können. Doch dann würde man uns Modesüchtige doch zu unrecht als wahnsinnig bezeichnen. Das wollen wir ja nicht…

Es geht um die Frage, was ziehe ich an, wenn ich keine Lust auf einzwängende Skinny-Jeans habe, die Leggings in der Wäsche ein Päuschen macht und die Beine nicht den baby-glatten Erwartungen der Gesellschaft entsprechen?

Wie das Genie in seinem Wahnsinn sah ich in dieser modischen Sackgasse die Inspiration für neue Outfits! Seit einigen Jahren schon bin ich überzeugte Anhängerin der von mir so getauften Strumpfhosen-Leggings. Sie ist blickdicht genug, damit eure Beine ihren Kurzurlaub in der „Steppe“ verlängern können, und dünn genug, um nicht als Leggings durchzugehen, die zu meinem Unverständnis Hosen fast abgelöst haben. Es gibt nämlich einen „Trend“ (ich setzte das Wort bewusst in Anführungszeichen), den ich schon bei seiner ersten Erscheinung gehasst habe: kurzer Rock oder Kleid über Leggings! Was soll das sein? Ein Ausdruck der Scham, weil die Beine ach so dick sind? Dann ziehe erst gar keinen Rock an! Oder ein kläglicher Versuch, den Lagen-Look neu zu erfinden? Für mich ist diese Kombination auf jeden Fall nur in den seltensten Fällen schön.

Insofern sind Leggings also für mich nur dann eine Lösung für das eingangs erwähnte Problem, wenn sie a) nicht in der Wäsche liegen… und b) wenn sie nicht mit einem Kleid oder Rock kombiniert werden sollen. Es war jedoch zu der besagten Zeit heiß und ich wollte unbedingt ein Kleid anziehen. So blieb nur noch meine geliebte Strumpfhosen-Leggings. Am Ende haben mir die so kreierten Outfits besser gefallen als in ihrer gewohnten Ausführung ohne diese Leggings-Art. Interessant waren auch die Beobachtungen in meinem näheren Umfeld: Plötzlich liefen sie alle so rum…

Merkwürdigerweise ist es schwierig, dieses „Allheilmittel“ in den Shops zu bekommen. Entweder sie ist dann keine Strumpfhose mehr und gleicht mit ihrer „Deckkraft“ einer Leggings oder aber sie ist eine Strumpfhose. Der einzige Anbieter, der meine sonderlichen Erwartungen erfüllt, ist – man mag es kaum glauben – C&A! Ja, genau, das günstige Textilwarenhaus, das von den meisten Fashionistas wahrscheinlich gemieden wird. Bei mir geht es aber nicht ums Image, sondern um Mode! Die eigene Hausmarke Yessica bietet genau diese Strumpfhosen-Leggings an. Leider jedoch in diesem Jahr nur in der kalten Jahreszeit, was mich fast um meine so geliebte Lösung gebracht hätte.

Bei mir geht es aber nicht ums Image, sondern um Mode!

Auch im Winter findet diese Form der Leggings/Strumpfhose ihre Anwendungsgebiete. Ich besitze einen schönen Jumpsuit aus dünnem Cotton-Stoff, in dem man sich den Tod holt, sobald es weniger als 20 Grad sind. Mit der Strumpfhosen-Leggings kann man ganz einfach, zumindest optisch gesehen, den Winter umgehen und den Jumpsuit tragen. Ein weiterer Vorteil ist natürlich das Ausbleiben der versklavten Zehen mit den Belägen: Strumpfhose, Socken und Stiefel. Insofern gehört die Strumpfhosen-Leggings zu meinem einzig waren Musthaves über alle Jahreszeiten, Looks und „Beinzustände“ hinweg.

p1030509p1030510p1030527

 

 

 

Kork geht nie unter

Kork geht nie unter

An diesem Wochenende fand in Hamburg der Elbrausch-Designmarkt statt. Eine Messe für Handgemachtes, Illustrationen, Fotografien, Wohnaccessoires und was sich sonst mit viel Kreativität und Talent herstellen lässt! In der Regel verfalle ich bei solchen Veranstaltungen nicht in Kaufrausch, da ich zwar begeistert bin, aber der Preis eine letzte, zu große Hürde darstellt. Natürlich weiß ich, dass die meist in Handarbeit hergestellte Ware ihren Preis hat und braucht, doch bei mir muss zuvor ein Begeisterungsblitzschlag einschlagen.

Elbrausch-Designmarkt
Elbrausch-Designmarkt Hamburg 28.05.-29.05.2016

Wie dem auch sei, gestern blitzte und donnerte es tatsächlich: Beflügelt von einem warmen Samstagnachmittag, der netten Gesellschaft von zwei lieben Freundinnen und einer unglaublich entspannten Atmosphäre am Holstenglacis 6 funkte es von Stand zu Stand immer wieder – übrigens auch beim Anblick einer kupferfarbenen Ikea-Lampe, die fast jeder zur Dekoration mitgebracht hatte, die aber logischerweise nicht zum Verkauf stand.

KorkSehr häufig ist mir die Arbeit mit dem Material Kork ins Auge gesprungen. Bei Kork denken die meisten an die gute alte Pinnwand. Ausgehend von dieser Assoziation finde ich Modeprodukte aus diesem Stoff witzig und cool. Gleichzeitig gehören für mich beige, hellbraune und schlammige Töne zu den schönsten. Jedes Mal also, wenn ich ein neues Modeaccessoire aus Kork entdecke, bin ich begeistert. Meine Eltern hatten sogar in den 80er Jahren eine komplette Wand ihres Schlafzimmers mit Kork bedeckt.

Super-cooler Sportbeutel aus Kork, von RISY, gesehen bei etsy.com, und Schnürpumps von Sixtyseven, gesehen bei zalando.de.

Als ich vor dem Stand von Alexascha stand, gab es kein Halten mehr. Ein schmaler Taillengürtel aus Kork schlängelte sich mit seinen Artgenossen um eine Schmucksäule. Als ich ihn sah, dachte ich nur eines: „Ich muss ihn mir unbedingt näher anschauen!“ Wie magnetisch angezogen kämpfte ich mich an den anderen Frauen am Stand vorbei. Mein Ziel war klar, nur der Weg sah nach Arbeit aus. Ich drückte mich zwischen einem Mädchen und dem Ausstellungstisch vorbei, ohne sie zu berühren und fühlte mich schon heldenhaft. Als ich vor dem Gürtel stand, stieß ich eine andere leicht mit dem Ellenbogen und versank ein wenig im Schamgefühl („Wie kann ein Gürtel dich in eine Wahnsinnige verwandeln?!“).

Doch das alles war immer noch Nebensache. Die sympathische Schmuckdesignerin beobachtete, wie ich à la Indiana Jones mit Bedacht den „Schatz“ anhob, ohne dass der Säulen-Palast zusammenstürzte. Im Grunde war es da schon um mich geschehen. Als sie mir dann noch half, den Gürtel anzuprobieren, konnte ich nicht mehr Nein sagen, auch wenn ich sonst für einen Taillengürtel nicht 25 € ausgegeben hätte.

Taillengürtel von Alexascha, gekauft beim Elbrausch-Designmarkt in Hamburg.

Falls Kork auch euer Thema ist, lohnt sich der Blick gen Portugal: Lunadesign stellt super-schöne Schuhe und Taschen aus Kork her und ist mir vor ca. 2 Jahren auf der Altonale aufgefallen. Sie verkaufen ihre Produkte im Elbeeinkaufszentrum an einem Stand oder online.

Rucksack

Rucksack von Lunadesign.

Dieser Beitrag wäre natürlich nicht vollständig, wenn ich nicht auch noch auf das Kork-Modeprodukt schlechthin hinweisen würde: Sandalen und Pantoletten mit einer Korksohle. Ein Trend der 70er Jahre, der soweit ich weiß noch nie aus der Mode gekommen ist. Nicht schlecht, dass gerade jetzt der Sommer naht. Und falls der Schuh ins Schwimmbecken oder Meer fällt, keine Sorge: Kork schwimmt immer oben!

Alles gesehen bei zalando.de: Schaftsandalette aus Kork und Denim von Shoe The Bear, hohe Plateau-Sandalette im Stil der 70er Jahr von Buffalo und flache Pantolette mit Kupfer und Kork von Esprit.