6 Tipps für deine „fabelhafte Welt“ im Lockdown

6 Tipps für deine „fabelhafte Welt“ im Lockdown

Coronakrise

Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen, nicht nur auf politischer Ebene, sondern auch bei uns selbst. Die Coronakrise hat unseren Alltag von heute auf morgen verändert. Das Ausharren wird für viele zu einer enormen Geduldsprobe. Doch mit Frustration oder Panik wird es sicher nicht besser. Mit ein wenig Fantasie kannst du viele Outdoor Aktivitäten einfach nach drinnen verlagern. Meine 6 Tipps für deine „fabelhafte Welt“ im Lockdown.

1 Mode und Bummeln

In meinem letzten Artikel habe ich beschrieben, wie erfüllend es sein kann, den Kleiderschrank umzuräumen. Einmal, weil dir bewusst wid, Extra-Zeit gewonnen zu haben. Andererseits weil Mode Spaß macht! Endlich hast du wieder einen Überblick, weil du Altes und nicht Getragenes aussortierst. Du stehts vor deinem Schrank und es kommt dir vor, als ob du im Geschäft stündest und nicht wüsstest, welches Teil dir am besten gefiele (und alle gehören bereits dir).

Das Aussortierte kannst du zum Verkauf stellen, schwupsdiwups, entsteht noch eine Freizeitbeschäftigung für alle Mode-Begeisterten. Denn die Kleidungsstücke müssen mit der Kamera einigermaßen in Szene gesetzt werden, wenn du deine Verkaufschancen erhöhen möchtest.

Ich gebe zu, es ist auch eine Fleißaufgabe, wenn du mehr als 5 Teile abfotografieren möchtest, aber es macht auch Spaß, versprochen. Du musst nur mit der richtigen Einstellung an die Sache rangehen: nicht „Ich muss das jetzt tun!“, sondern „Hey, ich werde kreativ und mach mein eigenes Foto-Shooting!“.

Es war sehr amüsant, quasi in verschiedene Rollen zu schlüpfen: mal als Geschäftsfrau im Business Look, mal als Touristin beim Spaziergang am Strand. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, du muss sie nur zu lassen. (PS: Ich musste viele Sachen aussortieren, weil sie mir nicht mehr passen, also Obacht, es steckt eventuell eine Frustrationsgefahr in der Unternehmung. LOL)

Und noch etwas kannst du tun, wenn du Mode liebst. Das mache ich übrigens auch unabhängig von der Coronakrise. Ich schaue mir z. B. bei About You die Stories an, und lasse mich inspirieren, aber nicht zum Kauf, sondern zu ähnlichen Outfits mit den Klamotten, die ich schon habe.

2 Home Spa

Hand aufs Herz: Wie viele Kosmetikprodukte stehen ungenutzt in deinem Bad? Bei mir sind es etliche. In der Drogerie zum unnötigen Kauf verleitet, zuhause aus Zeitmangel einfach hübsch im Regal drapiert.

Ach, Besitz macht so glücklich… Von wegen. Doch jetzt hast du die Chance, dich auf alle die Peelings, Masken, Cremes, Schlammpackungen und mehr zu stürzen. Bei mir ist die Situation besorgniserregend, denn ich horte auch noch unzählige Kosmetikproben. ^_^

Deshalb verwandle dein Home in ein Spa. Ob tagsüber mit Maske vorm Rechner sitzend (sorge dafür, dass du keine Video-Meetings mit Kollegen*innen hast ^_^) oder abends vorm Fernseher bei deiner Lieblingsserie: Gönn‘ dir was!

Goldenes Tablett mit Kosmetikartikel für Home Spa

„Mach dir bewusst, dass du das für dich tust. Allein das kann uns glücklich machen. Das Motto lautet: Gönn‘ DIR was!“

3 City Trips & Reisen

Nein, das ist kein schlechter Witz. In diesem Beitrag drehen sich alle Tipps um deine Fantasie. Ich liebe es zu reisen, ja du auch! Und ich liebe es, Fotos zu machen, ja du auch! Aber was passiert mit den Fotos, wenn wir aus dem Urlaub wieder zurück sind? In der Regel landen sie, wenn überhaupt, auf einer extra-großen Terrabyte-Festplatte. Ehrlich gesagt tragen wir so unsere hübschen Fotos einfach nur zum virtuellen Friedhof.

Jetzt könnten wir doch mal diese Fotos aus der digitalen Schublade holen und anfangen, positive Gefühle zu wecken. Nimm dir bewusst Zeit, und schau dir die Foto von deinen letzten Urlauben an. Du wirst automatisch gedanklich auf Reise gehen. Es ist fantastisch und kostet uns nichts außer Zeit, von der wir jetzt mehr als sonst haben.

  • Notre Dame Paris
  • Blick auf den Vesuv und Hafen von Neapel
  • Hängematte in einem antiken Garten auf Hvar, Kroatien

Übrigens kannst du dich hier von deiner solidarischen Seite zeigen, und Fotos mit deinen Freunden in den sozialen Medien teilen, die so „mitreisen“ können. Eine solche Aktion kursiert bereits seit Tagen auf Facebook.

4 Kunst & Museen

Ich liebe die schönen Künste. Während meines Erasmus-Aufenthalts in Paris besuchte ich mindestens 30 Museen und Galerien: Monet, eine große Sonderausstellung zu Klimt, Schiele und Kokoschka, Picasso, Dalì, Louvre sowieso, ach Paris, je t’aime!

Eines habe ich seither nicht gemacht, in den Büchern und Bändern gestöbert, die ich dort oder später gekauft habe. Ich habe einige Bücher zu Klimt, zu Tamara de Lempicka, eines über Malerei, und natürlich eines über Mode. Und wenn du keine Kunstbücher zuhause hast, dann nutze die virtuellen Angebote von Museen auf der ganzen Welt. Eine schöne Liste hat GEO neulich veröffentlicht.

5 Kino

Keine Sorge, du bekommst von mir jetzt nicht den so nahe liegenden Tipp dir schöne Netflix-Abende zu machen. Aber es geht schon in die Richtung. Genau genommen habe ich 3 Zusatz-Tipps für deine Netflix-Corona-Auszeit:

  1. Auf Netflix gibt es weit mehr Filme, als uns in unserer persönlichen Startseite angezeigt wird. Techbook verrät, mit welchem Trick man das Netflix-Archiv erreicht.
  2. Zeigt euch wie mit euren Urlaubsfotos (s.o) solidarisch und teilt eure Filmtipps mit Freunden.
  3. Ich persönlich halte nichts davon, jetzt aufs Online-Shopping überzugehen. Denn die Paketzusteller sind eh schon einem höheren Ansteckungsrisiko ausgesetzt als wir Daheimgebliebenen. Wenn ihr aber ohnehin schon dabei seid, dann könnte sich ein Projektor fürs Heimkino lohnen, mit dem ihr Filme vom Handy auf die Wand projiziert. Einfach mal in der Suchmaschine nach Handy Beamer oder Handy Projektor suchen.

6 Vorfreude-Liste

Nichts ist schöner als Vorfreude? Ich glaube, ja! Das Warten verwandelt sich in ein Foranschreiten, in einen Countdown hin zu einem besonderen Ereignis.

Ich weiß, dass das Ende der Coronakrise noch in den Sternen steht. Aber unabhängig davon, sollte man gerade jetzt träumen dürfen. Man sollte die Zeit auf gute Gedanken konzentrieren, ohne das Schlechte zu verdrängen. Ich habe eine Liste angefangen, in der ich die Dinge notiere, auf die ich mich besonders (vor-)freue! Eine Idee, wie diese Liste aussehen kann:

  • Sonne auf der Haut spüren; und es wird immer wärmer
  • Den Himmel beobachten
  • Im Café sitzen
  • Jedes Wochenende ein anderes Restaurant der Stadt ausprobieren und damit der örtlichen Gastronomie-Landschaft unter die Arme greifen
  • Freunde treffen und umarmen
  • Den Weg zur Arbeit bewusst wahrnehmen und sogar genießen
  • Mehr Dankbarkeit zeigen für die (Wahl-)Freiheit
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Überdosis Mode

Überdosis Mode

Die Luft ist raus! Ich weiß nicht mehr, wie man shoppt. Oder jetzt mal ehrlich ausgedrückt: Ich habe in den letzten Jahren so viel geshoppt, dass ich zurzeit an einer Überdosis an Klamotten leide. Doch spulen wir mal zum Anfang zurück.

Das Spiel von Sucht und Verzicht

Ich habe von klein auf Mode geliebt und mich abhängig von Kleidungsstücken schon als Sechs-, Acht-, Neun-, Zehnjährige usw. ganz besonders gefühlt. In meinen Teenagerjahren litt ich stark darunter, dass mein Taschengeld einfach nicht für all das reichte, was in der Bravo Girl und in der Mädchen angepriesen wurde. Meine Eltern hatten logischerweise andere Sorgen, als einem ihrer beiden Kinder Unmengen von Hosen, T-Shirts, Taschen und Schuhen zu kaufen. Verzichten war an der Tagesordnung und das damit verbundene Leiden nahm absurde Ausmaße an. Ich war neidisch, weil meine Freundin immer alles bekam, un ich fühlte mich unattraktiv.

Eines Tages kam ich auf die Idee, Zeitungen auszutragen, um mir was dazuzuverdienen neben dem Taschengeld. Das hatte zwei Vorteile: Erstens war ich aktiver, zweitens hatte ich endlich etwas mehr Geld, um mich bei der damals noch einzig brauchbaren Modekette H&M auszustatten. Doch in dieser Zeit begriff ich (endlich), dass es neben Mode (obwohl sie die unangefochtene Nummer eins blieb) noch andere schöne Sachen gab, für die man Geld benötigte. Und das war und ist das Reisen.

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Nun wurde also mein Problem schlimmer, denn ich brauchte ja das Geld für zusätzliche Kleidungsstücke für den Urlaub und den Urlaub selbst. (Ja, für mich macht es einen modischen Unterschied, ob  ich im Urlaub oder zuhause bin.) Also fokussierte ich mich immer kurz vor der Abreise auf das Zusammenstellen einer idealen Urlaubsgardarobe. Ich realisierte zu dem Zeitpunkt, dass der Kleiderschrank einfach nicht in den Koffer passte. Also musste ich wieder lernen, zu verzichten.

Im Urlaub entdeckte ich dann die schöne Nebenerscheinung von „zu wenig“ Klamotten und das war Kreativität. In einem früheren Beitrag („Inspirationsquelle: Sommer“) schrieb ich von genau diesem Phänomen. Wenn man wie ich jeden Tag ein anderes Outfit braucht, muss man in einem zwei- bis dreiwöchigen Urlaub erfinderisch werden. So verwandelt sich ein Pencilskirt in ein Kleid und einfache Tops wirken zu schicken Hosen kombiniert einfallsreich. Verzicht wurde also ungewollt zu etwas Positivem … (endlich).

Das Gute siegt immer am Ende …

Das Spiel aus Verzicht und Shoppingsucht ging mithilfe von Minijobs während der Schul- und später während der Studienzeit weiter bis ich 2010 anfing, zu arbeiten. Das war mein triumphaler Sieg über den Verzicht! Hach, endlich hatte ich genug Geld, um zu shoppen bis der Arzt kommt. Am Anfang war ich noch recht vernünftig und streckenweise zurückhaltend, da ich ja nicht gleich genug verdiente. Doch die Jahre vergingen und die Beförderungen kamen. Damit kamen auch die wöchentlichen Shoppingtouren. Gesteigert habe ich das Ganze, indem ich mich in die grenzenlose Welt des Online-Shoppens begab. Ach, war das schön!

Ich habe aber nicht damit gerechnet, dass mein Schrank schon bald aus allen Nähten platzen würde. Ich hatte mich bis dahin nie mit dem Gedanken auseinandergesetzt, dass ich zu viele (!) Klamotten, Schuhe und Taschen haben könnte. Aber es wäre ja gelacht gewesen, wenn ich nicht schnell Abhilfe gefunden hätte. Ich besorgte mir einen schmalen Schrank einzig und allein für meine Taschen und Schuhe. Das erschien mir nicht etwa übertrieben, sondern brachte mich meinem ewigen Traum von einem Ankleidezimmer näher. Mein halbes Schlafzimmer war ab jetzt der Mode gewidmet. Super!

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Aus Verzicht werden Träume gemacht

Heute befinde ich mich an einem Wendepunkt im Leben. Es geht mir um die Frage, womit ich mein Leben ausfüllen möchte. Was soll am Ende in Erinnerung bleiben, wenn ich im hoffentlich hohen Alter darauf zurückschaue. Klamotten sollen es sicher nicht sein – und können sie auch gar nicht. Ich möchte mich hier nicht als pseudo-geläuterte Person hinstellen und erzählen, wie sinnvoll und frei ich nun lebe. Natürlich liebe ich Mode nach wie vor. Doch mir passiert es immer häufiger, dass ich durch Zufall in meinem Schrank Kleidungsstücke entdecke, die ich erst vor Kurzem gekauft hatte, jedoch schon fast wieder vergessen habe. An diesem Punkt frage ich mich eben, wie sehr habe ich dieses oder jenes wirklich gebraucht und hätte ich das Geld nicht lieber für was anderes verwenden können.

Es ist es seit Jahresanfang bei mir so, dass ich mehr als gesättigt bin (wir haben jetzt Ende Februar, also mal sehen, wie weit ich komme). Wenn ich in einen Laden gehe, sehe ich immer noch schöne Dinge, die ich unbedingt haben will, doch dann kommt erst: „Brauchst du das wirklich?“, gefolgt von:“ Ist es dir wirklich so viel wert, oder möchtest du lieber für was anderes sparen?“ Genau darin liegt die Wahrheit zurzeit für mich. Ich möchte in baldiger Zukunft, eine lange Reise machen. Und jede Anschaffung lege ich auf die Goldwaage zusammen mit diesem Traum. Der Traum siegt bisher haushoch!

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Mit 34 Jahren hat man schon einige schöne Erinnerungen in seinem imaginären Tagebuch gesammelt, die zum Durchblättern und Schwelgen anregen. Sollen weitere Seiten dieses Buches gefüllt werden, so ist es an der Zeit, ganz klare (oder neue) Prioritäten zu setzen. Mode wird immer ein wichtiges Kapitel in meinem Leben bleiben, doch wie ich gesehen habe, verwandelt sich Verzicht auf die eine oder andere Weise immer in etwas Positives. In diesem Sinne: Genieße ich, was mein Kleiderschrank zu bieten hat, erlaube mir ein paar Suchtmomente und träume zielsicher von der schönsten Erinnerung meines Lebens!

 

 

(Pf)ui! Das trägt man jetzt wieder

(Pf)ui! Das trägt man jetzt wieder

Es ist kein Geheimnis, sondern ganz im Gegenteil, es ist ein offenes Statement, dass Mode der vergangenen Jahrzehnte wieder auf die Laufstege und Straßen gebracht wird. Ich beschäftige mich immer wieder mit diesem Phänomen und frage mich, ob Modeschöpfung an ihre Grenzen gekommen ist oder ob etwas anderes dahintersteckt, Vergangenes für modern zu verkaufen.

Es gibt meiner Meinung nach ganz unterschiedliche Thesen, die erklären könnten, warum das so ist. Am Ende liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte.

Modeschöpfer möchten vielleicht betonen, dass Trends, die lange keine mehr waren, es eigentlich nicht verdient haben, nur auf den Wühltischen von Flohmärkten ihren Glanz zu verbreiten. Plateauboots mit grober Sohle, Beuteltaschen für die Hüfte, Buffalo-Stiefel, Cateye-Sonnenbrille, Choker-Ketten und, und, und sind in den Augen mancher Designer vielleicht einfach wirklich schön! Manches würde ich unterschreiben, aber eben nur manches, obwohl ich selbst mal Anhängerin der besagten Teile gewesen bin.

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Photo by Atikh Bana on Unsplash

Ich beobachte aber auch, dass ein eigentlich altmodischer Stil kopiert wird, um sich gerade von den Trends und von dem Mainstream abzuheben. Letztens habe ich im Bus einen jungen Typen gesehen mit Schnäuzer, Bubikopf-Haarschnitt und runder Brille. Er erinnerte mich an einen Intellektuellen oder an einen Künstler der 20er oder 30er Jahre. Vermutlich geht es ihm darum, das Anderssein zu betonen, ohne viel darauf zu geben, dass es vergangene Stilelemente sind, die jetzt wieder in sind oder sein könnten.

Was mich sehr langweilt, ist zu sehen, dass alte Trends von Kopf bis Fuß kopiert werden, ohne für etwas zu stehen. So beobachte ich oft in der Einkaufsstraße diese Horden von jungen Mädels, die nicht nur alle untereinander gleich gekleidet sind, sondern auch noch identisch zu ihren vermeintlichen Vorbildern. Zwei Teenies hatten wohl die Zeitmaschine aus dem Jahr 1994 genommen: Karottenhosen, Stoffhaargummis, bauchfreie T-Shirts und Rucksäcke. In diesen Fällen handelt es sich zwar auch darum, sich abzugrenzen, doch sie haben in den 90ern noch nicht gelebt und sie haben sich vermutlich auch nicht mit diesem Abschnitt in der Modehistorie auseinandergesetzt. Sie verbinden mit der Kleidung nicht so sehr ein Jahrzehnt samt Lebensgefühl, sie tragen einfach etwas für sie Neues.

Die schönste These ist für mich die, dass weniger Trends als vielmehr ein Lebensgefühl kopiert wird. Sie deckt sich ein wenig mit der Überlegung von weiter oben. Der junge Kerl, der den aufstrebenden Individualismus der 20er bzw. 30er Jahre oder etwas Vergleichbares nach außen tragen will. Je weiter man in der Modegeschichte zurückgeht, desto offensichtlicher wird die Weiblichkeit in der Frauenmode, mal auf eine sehr züchtige Art und Weise (50er Jahre), mal auf eine gänzlich extrovertierte Erscheinungsweise (60er, 7oer und 80er Jahre). Mir persönlich gefallen die 70er sehr gut. Ich habe einige Teile aus dieser Zeit in Vintage-Shops ergattert und beim Tragen habe ich dieses besondere Gefühl einer bewussten Betonung der Weiblichkeit, der Freiheit, der Leichtigkeit, der unbegrenzten Möglichkeiten. Die Ästhetik von einst ist für mich nicht verblasst und lässt mich anders fühlen, macht Mode zu etwas wirklich Besonderem.

Je weiter man in der Modegeschichte zurückgeht, desto offensichtlicher wird
die Weiblichkeit in der Frauenmode, mal auf eine sehr züchtige Art und Weise
(50er Jahre), mal auf eine gänzlich extrovertierte Erscheinungsweise
(60er, 7oer und 80er Jahre).

Was auch zum Teil geschieht, ist die Neuinterpretation von alten ‚Trends. Ich finde bei der Hornbrille hat sich das so vollzogen. Während sie früher eben das aktuelle Gestell für jedermann war, ist sie heute vor allem bei Hippstern oder bei einer bestimmten Berufsgruppe (Werbung, Modeindustrie, künstlerische Berufe) wiederzufinden. Sie wurde mit einer neuen eigenen Bedeutung aufgeladen. Mittlerweile ist die Hornbrille nicht der wiedergekehrte Trend, sondern sie hat sich quasi neu erfunden. Konträr lief es wohl mit dem Converse-Sneaker: früher nur für die flippige Jugend, heute hat jeder ein Paar zuhause (mich ausgenommen). 

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Photo by Arnaud Mesureur on Unsplas

Es liegt natürlich immer alles im Auge des Betrachters und ich weiß nicht, was jemand anderes denkt, wenn er mich in meinem Hosenrock mit Paisley-Muster sieht, aber mir gefällt es, wenn Mode „spricht“, egal aus welchem Jahrzehnt sie stammt. Das ist es überhaupt, was mich persönlich an Mode fesselt. Sie drückt etwas aus (ob gekonnt oder nur gewollt, das sei mal dahingestellt). Sie ist für mich die zweit schönste Sprache der Welt.

 

 

 

Wie Marken Herzen brechen

Wie Marken Herzen brechen

Ich liebe jede Form von Kosmetik. Von Kopf bis Fuß gepflegt. Es ist mehr als ein Hobby. Es ist eine Sucht. Eine volle Tüte von dm, Budni, Sephora oder Douglas macht mich glücklich. Und wie bei echten Junkies will ich immer mehr, immer besseres Zeug. Maskara-Applikator, Gesichtsmasken-Pinsel oder bohnenförmige Haarbürste, egal wie zugegebenermaßen überflüssig manch Produkt scheinen mag, ich bin in weniger als zwei Sekunden in dessen Bann gezogen.

Ich arbeite in der Werbung und weiß eigentlich sehr gut darüber Bescheid, wie Bedürfnisse künstlich ausgelöst werden. Und doch kann ich mich dieser Wirkung in Sachen Kosmetik und Mode nicht entziehen. Ich brauche ständig neuen Stoff, um wieder das Hochgefühl zu erleben. Mir scheint, dieser Text wird wie eine Selbstreinigung. Da haben wir es wieder „Reinigung“! Ja auch Duschgels, Badezusätze und Peelings liebe ich.

Und nun kommen wir zu dem „eigentlichen“ Problem an dieser Geschichte. Es kommt nicht allzu oft vor, aber ab und an finde ich Produkte, an denen ich tatsächlich Jahre hängen bleibe ODER HÄNGEN BLEIBEN MÖCHTE, doch die Marketingfachleute und Einkäufer sehen das leider manchmal anders und ich frage mich, wieso (zum Teufel nochmal).

Fangen wir mal an mit dem Shampoo von L’ORÉAL „GLATT-INTENSE“. Ich habe jahrelange immer wieder andere Marken gekauft, sobald die Flasche leer war. Jetzt kehrte endlich etwas Ruhe in mein Gehirn. Ja, endlich konnte ich in die Drogerie gehen und ohne langes Überlegen zu meinem Lieblings-Shampoo greifen, dann zufrieden zur Kasse gehen und zuhause das Objekt der Begierde stolz seinen Mitinsassen in meinem Bad präsentieren. Doch es kam anders. Das Shampoo war nicht mehr auffindbar. Wie ein Tiger in Gefangenschaft lief ich frustriert und wütend das Regal mit den Shampoos auf und ab. Meine Augen scannten die Flaschenetiketten schneller ab als eine Maschine es vermochte. L’ORÉAL hier, L’ORÉAL da, aber kein „GLATT-INTENSE“. Einige Filialen und Wochen später, stand fest: Das Produkt ist nicht mehr auf dem (deutschen?) Markt.

Wie ein Tiger in Gefangenschaft lief ich frustriert und wütend das Regal
mit den Shampoos auf und ab.

„Gut, egal! Das ist DIE Chance, Neues auszuprobieren. Was gibt es Besseres?“, sagte ich mir, wohl wissend, dass sich selbst zu belügen nicht gesund ist. Und so begegnete ich ihm, dem Shampoo meiner Träume: „FRIZZ MIRACLE“ von AUSSIE. Jedes Mal aufs Neue, wenn ich zur Drogerie schritt, machte sich Freude in mir breit. Ich war der coolen Marke aus Australien erlegen. Die Marketingleute hatten ganze Arbeit geleistet. Ich fand es toll, mir die Haare mit einem Produkt aus dem „Sunshine-Beach-Surfergirl“-Staat zu waschen und das Ergebnis war nicht nur Einbildung. Bis sich eines Tages der Glücksbärchimodus in den Exorzistenmodus verwandelt hatte. Denn auch dieses Produkt ward nicht mehr gesehen. „WARUUUUUM???“

„Wer nicht kämpft, hat schon verloren!“ Ja, ja, ja und JA (!) das trifft auf mich zu. Die beiden Shampoos waren nur das Ende vom Lied. Denn es wäre ja nicht auffällig genug, wenn es sich nur um die beiden Shampoos handeln würde. Diese absurde Geschichte geht noch weiter.

Man mag es kaum glauben, aber auch mit dem Duschgel „VERWÖHNDUSCHE -SCHWARZE ORCHIDEE“ der Rossmann-Marke ISANA ist es mir ebenso ergangen. Was man nicht alles durchmacht! In dem folgenden Fall muss ich zugeben, ein Idiot gewesen zu sein. Wer kauft schon eine limitierte Edition und glaubt, das Produkt ewig kaufen zu können? Tja, ich, denn als alte Marketingeule glaubte ich, auch das sei nur ein Trick, um die Leute bei der Stange zu halten. Drei Flaschen konnte ich ergattern und dann war Schicht im Schacht.

Der letzte Fall ist für die Marke wahrlich ein Eigentor. Seit ich vor über 10 Jahren von Zuhause ausgezogen war, habe ich mal aus finanziellen und mal aus anderen Gründen darauf verzichtet, Weichspüler zu kaufen. Vor nicht allzu langer Zeit gab es in meiner Stammdrogerie ein sensationelles Angebot: „Vernel Soft & Oils“ von Henkel für nur 1 €. Ich gab mir einen Ruck und kaufte die Flasche. Glücklicherweise muss man sich das Geschleppe nicht allzu oft antun, denn die Flasche hielt einige Wochen. Wohl einige Wochen zu viel. Denn kaum war sie aufgebraucht, konnte ich das Produkt in keiner Drogerie mehr finden. „Schade, Henkel! Ihr hattet mich zu einer „Weichspülerin“ konvertiert und nun bin ich zu einer anderen vorrätigen (!) Marke gewechselt.“

Auf den ersten Blick erscheint dieses Thema belanglos und rein konsumgetrieben, doch auf den zweiten Blick ist es tragisch. Es ist tragisch, wie sehr wir uns von Marken ein schöneres Leben versprechen. Es ist tragisch, wie sehr diese vermeintlichen Bedürfnisse unser Leben zu dirigieren scheinen und es ist tragisch, dass wir uns machtlos fühlen. Machtlos im ersten Moment, wenn wir das Produkt nicht erhalten, machtlos im zweiten Moment, in dem wir merken, dass wir schnellstmöglich einen Ersatz benötigen.

Auf den ersten Blick erscheint dieses Thema belanglos und rein konsumgetrieben, doch auf den zweiten Blick ist es tragisch.

An dieser Stelle noch eine Ankedote aus meinem Leben, die ich mir wohl öfter in Erinnerung rufen sollte. Ich habe stets meinen Opa bewundert, der sich eine 3 Liter Flasche des einfachsten Apfel-Shampoos im Supermarkt holte und damit zufrieden war. Es ging ja nur ums Duschen! Klar war ihm Hygiene wichtig, aber gutes Essen, guter Wein, der Blick aufs Meer von der Insel, von der er kam, das waren die wahren Süchte des Lebens, die es ihm (in Maßen versteht sich) wert waren! Er kam aus einer Zeit, in der es weder Strom noch fließendes Wasser im Haus gab…

Und für alle Uneinsichtigen wie mich gibt es noch den Geheimtipp: Amazon. Dort gibt es all diese Produkte (außer der tatsächlich limitierten Edition von ISANA). In diesem Sinne: Kauft schön reinen Gewissens ein! 😉

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Immer die gleiche Chose zu tragen, ist gar nicht mal so einfallslos

Immer die gleiche Chose zu tragen, ist gar nicht mal so einfallslos

Wir wissen es ja alle: Jede Saison gibt es neue Trends, die wir alle nachahmen, ob wir wollen oder nicht, und das kann ganz schön anstrengend sein. Obwohl ich ja immer noch behaupten möchte, es sei mein Lebensinhalt, mich mit Mode zu befassen. Bei näherer Betrachtung muss aber eigentlich jede Fashionista zugeben, dass der Trieb zum Trend auch einer Suchtkrankheit ähnelt.

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Photo by Andrew Ridley on Unsplash

Diese Gedanken kamen mir, als ich auf zwei Modestile in meinem Bekanntenkreis gestoßen bin, die genau das Gegenteil von trendtreu sind. Eine Freundin von mir hat eine Lieblingsfarbe. Das ist noch nicht so überraschend. Das sehr ungewöhnliche ist, dass all ihre Accessoires, fast all ihre Klamotten, ja selbst ihre Nägel Tag für Tag in dieser einen Farbe präsentiert werden. Zunächst dachte ich, dass sei der unmodischste Look, den ich mir vorstellen könnte, aber eigentlich ist diese Farbe ihr Statement, ja sie ist so etwas wie ihr Markenzeichen.

Diese Monotonie macht sie viel individueller, als uns andere, die in diesem Sommer alle Birkenstocks tragen, ausgefranste Jeans und ein eigentlich völlig langweiliges weißes Shirt mit dem roten Balken „Levi’s“.

Der andere für mich so überraschend intelligente Modestil kommt ganz anders daher Hier handelt es sich um recht hochpreisige Mode, von ein und demselben Designer. Ich erinnere mich noch an mein stilles Entsetzen: „Wie kann man sich nur mit Designerklamotten so profilieren?“ Von der Unterhose bis zum Bademantel. Alles ist immer mit dem kleinen nicht zu verwechselnden Logo versehen.

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Photo by NordWood Themes on Unsplash

Mir erschien das sogar noch weniger modisch, als sich immer in die gleiche Farbfamilie zu hüllen, denn hier überlegst du anscheinend gar nicht, was dir gefällt, sondern kaufst alles, was der Designer zu bieten hat. Doch Obacht! Erstens bin ich mir bei diesem lieben Menschen ziemlich sicher, dass er nicht wahllos alles von diesem Designer kauft und zweitens hat das was ebenso Persönlichkeitsformendes wie die Präferenz einer Farbe. Es gehört zu dieser Person und es unterstreicht so sehr, wie sie ist und was sie liebt.

Diese Designerklamotten sind sozusagen zur individuellen Unterschrift des Trägers geworden.

Und machen wir uns nichts vor, dieses Phänomen ist uralt und allgegenwärtig. Denken wir an Karl Lagerfeld, der ohne seine Biker-Handschuhe, der schwarzen Sonnenbrille sowie den gepuderten Haaren im Pferdeschwanz nicht das Haus verlässt. Oder Gwen Stefani mit ihren platinblonden Haaren und den roten Kussmundlippen. Oder Marlene Dietrich, die Namensgeberin für die Hose wurde, die sie so gerne trug. Die Liste an Beispielen ist unendlich.

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Photo by Mariya Georgieva on Unsplash

 

Ich selbst gehöre leider nicht wirklich zu diesen starken modischen Statement-Fashionistas. Ja, ich habe einen Ring, den ich seit meinem 19. Lebensjahr immer am Zeigefinger trage und zwar jeden Tag. (@Pia: Solltest du das hier lesen, es ist tatsächlich der Ring mit dem grünen Stein von dir.) Ich habe über 15 Jahre laaaange Haare gehabt, was irgendwie auch typisch Suzana war. Doch ich liebe es zu sehr, dass die Jahreszeiten nicht nur das Wetter, sondern auch die neuen Looks verändern. Ich liebe es, mich ständig neu zu erfinden und eigentlich ist das auch gar nicht schlecht. Aber ein bisschen individuelle Eintönigkeit à la Marlene, Karl und Giorgio wäre gar nicht mal so schlecht.