(Pf)ui! Das trägt man jetzt wieder

(Pf)ui! Das trägt man jetzt wieder

Es ist kein Geheimnis, sondern ganz im Gegenteil, es ist ein offenes Statement, dass Mode der vergangenen Jahrzehnte wieder auf die Laufstege und Straßen gebracht wird. Ich beschäftige mich immer wieder mit diesem Phänomen und frage mich, ob Modeschöpfung an ihre Grenzen gekommen ist oder ob etwas anderes dahintersteckt, Vergangenes für modern zu verkaufen.

Es gibt meiner Meinung nach ganz unterschiedliche Thesen, die erklären könnten, warum das so ist. Am Ende liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte.

Modeschöpfer möchten vielleicht betonen, dass Trends, die lange keine mehr waren, es eigentlich nicht verdient haben, nur auf den Wühltischen von Flohmärkten ihren Glanz zu verbreiten. Plateauboots mit grober Sohle, Beuteltaschen für die Hüfte, Buffalo-Stiefel, Cateye-Sonnenbrille, Choker-Ketten und, und, und sind in den Augen mancher Designer vielleicht einfach wirklich schön! Manches würde ich unterschreiben, aber eben nur manches, obwohl ich selbst mal Anhängerin der besagten Teile gewesen bin.

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Photo by Atikh Bana on Unsplash

Ich beobachte aber auch, dass ein eigentlich altmodischer Stil kopiert wird, um sich gerade von den Trends und von dem Mainstream abzuheben. Letztens habe ich im Bus einen jungen Typen gesehen mit Schnäuzer, Bubikopf-Haarschnitt und runder Brille. Er erinnerte mich an einen Intellektuellen oder an einen Künstler der 20er oder 30er Jahre. Vermutlich geht es ihm darum, das Anderssein zu betonen, ohne viel darauf zu geben, dass es vergangene Stilelemente sind, die jetzt wieder in sind oder sein könnten.

Was mich sehr langweilt, ist zu sehen, dass alte Trends von Kopf bis Fuß kopiert werden, ohne für etwas zu stehen. So beobachte ich oft in der Einkaufsstraße diese Horden von jungen Mädels, die nicht nur alle untereinander gleich gekleidet sind, sondern auch noch identisch zu ihren vermeintlichen Vorbildern. Zwei Teenies hatten wohl die Zeitmaschine aus dem Jahr 1994 genommen: Karottenhosen, Stoffhaargummis, bauchfreie T-Shirts und Rucksäcke. In diesen Fällen handelt es sich zwar auch darum, sich abzugrenzen, doch sie haben in den 90ern noch nicht gelebt und sie haben sich vermutlich auch nicht mit diesem Abschnitt in der Modehistorie auseinandergesetzt. Sie verbinden mit der Kleidung nicht so sehr ein Jahrzehnt samt Lebensgefühl, sie tragen einfach etwas für sie Neues.

Die schönste These ist für mich die, dass weniger Trends als vielmehr ein Lebensgefühl kopiert wird. Sie deckt sich ein wenig mit der Überlegung von weiter oben. Der junge Kerl, der den aufstrebenden Individualismus der 20er bzw. 30er Jahre oder etwas Vergleichbares nach außen tragen will. Je weiter man in der Modegeschichte zurückgeht, desto offensichtlicher wird die Weiblichkeit in der Frauenmode, mal auf eine sehr züchtige Art und Weise (50er Jahre), mal auf eine gänzlich extrovertierte Erscheinungsweise (60er, 7oer und 80er Jahre). Mir persönlich gefallen die 70er sehr gut. Ich habe einige Teile aus dieser Zeit in Vintage-Shops ergattert und beim Tragen habe ich dieses besondere Gefühl einer bewussten Betonung der Weiblichkeit, der Freiheit, der Leichtigkeit, der unbegrenzten Möglichkeiten. Die Ästhetik von einst ist für mich nicht verblasst und lässt mich anders fühlen, macht Mode zu etwas wirklich Besonderem.

Je weiter man in der Modegeschichte zurückgeht, desto offensichtlicher wird
die Weiblichkeit in der Frauenmode, mal auf eine sehr züchtige Art und Weise
(50er Jahre), mal auf eine gänzlich extrovertierte Erscheinungsweise
(60er, 7oer und 80er Jahre).

Was auch zum Teil geschieht, ist die Neuinterpretation von alten ‚Trends. Ich finde bei der Hornbrille hat sich das so vollzogen. Während sie früher eben das aktuelle Gestell für jedermann war, ist sie heute vor allem bei Hippstern oder bei einer bestimmten Berufsgruppe (Werbung, Modeindustrie, künstlerische Berufe) wiederzufinden. Sie wurde mit einer neuen eigenen Bedeutung aufgeladen. Mittlerweile ist die Hornbrille nicht der wiedergekehrte Trend, sondern sie hat sich quasi neu erfunden. Konträr lief es wohl mit dem Converse-Sneaker: früher nur für die flippige Jugend, heute hat jeder ein Paar zuhause (mich ausgenommen). 

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Photo by Arnaud Mesureur on Unsplas

Es liegt natürlich immer alles im Auge des Betrachters und ich weiß nicht, was jemand anderes denkt, wenn er mich in meinem Hosenrock mit Paisley-Muster sieht, aber mir gefällt es, wenn Mode „spricht“, egal aus welchem Jahrzehnt sie stammt. Das ist es überhaupt, was mich persönlich an Mode fesselt. Sie drückt etwas aus (ob gekonnt oder nur gewollt, das sei mal dahingestellt). Sie ist für mich die zweit schönste Sprache der Welt.

 

 

 

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Wie Marken Herzen brechen

Wie Marken Herzen brechen

Ich liebe jede Form von Kosmetik. Von Kopf bis Fuß gepflegt. Es ist mehr als ein Hobby. Es ist eine Sucht. Eine volle Tüte von dm, Budni, Sephora oder Douglas macht mich glücklich. Und wie bei echten Junkies will ich immer mehr, immer besseres Zeug. Maskara-Applikator, Gesichtsmasken-Pinsel oder bohnenförmige Haarbürste, egal wie zugegebenermaßen überflüssig manch Produkt scheinen mag, ich bin in weniger als zwei Sekunden in dessen Bann gezogen.

Ich arbeite in der Werbung und weiß eigentlich sehr gut darüber Bescheid, wie Bedürfnisse künstlich ausgelöst werden. Und doch kann ich mich dieser Wirkung in Sachen Kosmetik und Mode nicht entziehen. Ich brauche ständig neuen Stoff, um wieder das Hochgefühl zu erleben. Mir scheint, dieser Text wird wie eine Selbstreinigung. Da haben wir es wieder „Reinigung“! Ja auch Duschgels, Badezusätze und Peelings liebe ich.

Und nun kommen wir zu dem „eigentlichen“ Problem an dieser Geschichte. Es kommt nicht allzu oft vor, aber ab und an finde ich Produkte, an denen ich tatsächlich Jahre hängen bleibe ODER HÄNGEN BLEIBEN MÖCHTE, doch die Marketingfachleute und Einkäufer sehen das leider manchmal anders und ich frage mich, wieso (zum Teufel nochmal).

Fangen wir mal an mit dem Shampoo von L’ORÉAL „GLATT-INTENSE“. Ich habe jahrelange immer wieder andere Marken gekauft, sobald die Flasche leer war. Jetzt kehrte endlich etwas Ruhe in mein Gehirn. Ja, endlich konnte ich in die Drogerie gehen und ohne langes Überlegen zu meinem Lieblings-Shampoo greifen, dann zufrieden zur Kasse gehen und zuhause das Objekt der Begierde stolz seinen Mitinsassen in meinem Bad präsentieren. Doch es kam anders. Das Shampoo war nicht mehr auffindbar. Wie ein Tiger in Gefangenschaft lief ich frustriert und wütend das Regal mit den Shampoos auf und ab. Meine Augen scannten die Flaschenetiketten schneller ab als eine Maschine es vermochte. L’ORÉAL hier, L’ORÉAL da, aber kein „GLATT-INTENSE“. Einige Filialen und Wochen später, stand fest: Das Produkt ist nicht mehr auf dem (deutschen?) Markt.

Wie ein Tiger in Gefangenschaft lief ich frustriert und wütend das Regal
mit den Shampoos auf und ab.

„Gut, egal! Das ist DIE Chance, Neues auszuprobieren. Was gibt es Besseres?“, sagte ich mir, wohl wissend, dass sich selbst zu belügen nicht gesund ist. Und so begegnete ich ihm, dem Shampoo meiner Träume: „FRIZZ MIRACLE“ von AUSSIE. Jedes Mal aufs Neue, wenn ich zur Drogerie schritt, machte sich Freude in mir breit. Ich war der coolen Marke aus Australien erlegen. Die Marketingleute hatten ganze Arbeit geleistet. Ich fand es toll, mir die Haare mit einem Produkt aus dem „Sunshine-Beach-Surfergirl“-Staat zu waschen und das Ergebnis war nicht nur Einbildung. Bis sich eines Tages der Glücksbärchimodus in den Exorzistenmodus verwandelt hatte. Denn auch dieses Produkt ward nicht mehr gesehen. „WARUUUUUM???“

„Wer nicht kämpft, hat schon verloren!“ Ja, ja, ja und JA (!) das trifft auf mich zu. Die beiden Shampoos waren nur das Ende vom Lied. Denn es wäre ja nicht auffällig genug, wenn es sich nur um die beiden Shampoos handeln würde. Diese absurde Geschichte geht noch weiter.

Man mag es kaum glauben, aber auch mit dem Duschgel „VERWÖHNDUSCHE -SCHWARZE ORCHIDEE“ der Rossmann-Marke ISANA ist es mir ebenso ergangen. Was man nicht alles durchmacht! In dem folgenden Fall muss ich zugeben, ein Idiot gewesen zu sein. Wer kauft schon eine limitierte Edition und glaubt, das Produkt ewig kaufen zu können? Tja, ich, denn als alte Marketingeule glaubte ich, auch das sei nur ein Trick, um die Leute bei der Stange zu halten. Drei Flaschen konnte ich ergattern und dann war Schicht im Schacht.

Der letzte Fall ist für die Marke wahrlich ein Eigentor. Seit ich vor über 10 Jahren von Zuhause ausgezogen war, habe ich mal aus finanziellen und mal aus anderen Gründen darauf verzichtet, Weichspüler zu kaufen. Vor nicht allzu langer Zeit gab es in meiner Stammdrogerie ein sensationelles Angebot: „Vernel Soft & Oils“ von Henkel für nur 1 €. Ich gab mir einen Ruck und kaufte die Flasche. Glücklicherweise muss man sich das Geschleppe nicht allzu oft antun, denn die Flasche hielt einige Wochen. Wohl einige Wochen zu viel. Denn kaum war sie aufgebraucht, konnte ich das Produkt in keiner Drogerie mehr finden. „Schade, Henkel! Ihr hattet mich zu einer „Weichspülerin“ konvertiert und nun bin ich zu einer anderen vorrätigen (!) Marke gewechselt.“

Auf den ersten Blick erscheint dieses Thema belanglos und rein konsumgetrieben, doch auf den zweiten Blick ist es tragisch. Es ist tragisch, wie sehr wir uns von Marken ein schöneres Leben versprechen. Es ist tragisch, wie sehr diese vermeintlichen Bedürfnisse unser Leben zu dirigieren scheinen und es ist tragisch, dass wir uns machtlos fühlen. Machtlos im ersten Moment, wenn wir das Produkt nicht erhalten, machtlos im zweiten Moment, in dem wir merken, dass wir schnellstmöglich einen Ersatz benötigen.

Auf den ersten Blick erscheint dieses Thema belanglos und rein konsumgetrieben, doch auf den zweiten Blick ist es tragisch.

An dieser Stelle noch eine Ankedote aus meinem Leben, die ich mir wohl öfter in Erinnerung rufen sollte. Ich habe stets meinen Opa bewundert, der sich eine 3 Liter Flasche des einfachsten Apfel-Shampoos im Supermarkt holte und damit zufrieden war. Es ging ja nur ums Duschen! Klar war ihm Hygiene wichtig, aber gutes Essen, guter Wein, der Blick aufs Meer von der Insel, von der er kam, das waren die wahren Süchte des Lebens, die es ihm (in Maßen versteht sich) wert waren! Er kam aus einer Zeit, in der es weder Strom noch fließendes Wasser im Haus gab…

Und für alle Uneinsichtigen wie mich gibt es noch den Geheimtipp: Amazon. Dort gibt es all diese Produkte (außer der tatsächlich limitierten Edition von ISANA). In diesem Sinne: Kauft schön reinen Gewissens ein! 😉

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Individueller Mainstream in Kopenhagen

Individueller Mainstream in Kopenhagen

Oh ja, es stimmt, Kopenhagen ist wunderbar. Warum? Weil trotz Schietwetters Fröhlichkeit, Freundlichkeit und Lebenslust vorherrscht! Es ist genau so, wie man überall nachlesen kann: Der Lebensstandard in Dänemark ist hoch. Warum? Dafür findet wahrscheinlich jeder einen anderen Grund, doch keinem entgeht dieses positive Gefühl, das einen regelrecht mitzieht, ohne dass man sich dessen wirklich bewusst wird. Plötzlich lächelt man jeden an, denn jeder lächelt einem sowieso schon zu. Quasi ohne Grund sind alle nett, freundlich und sympathisch. Das ist im positivsten Sinne ansteckend!

Für Mode- und Designfans ist es ebenfalls das Paradies. Es herrscht ein individueller und doch ähnlicher Stil, der wie unüberlegt und fast wie durch völlige Modegleichgültigkeit entsteht, doch das Gegenteil ist der Fall. Die dänischen Mädels lieben den undone, casual, eben den skandinavischen Look (wie ich ihn definieren würde). Vielleicht ist der Stil am ehesten den beiden Jahrzehnten der 80er und 90er (Grunge ist hier Gesetz) zuzuschreiben. Die vorherrschende Farbe ist keine, nämlich Schwarz. Die meisten Mädels tragen weite, fließend fallende, schwarze Stoffhosen, zu denen der „Laie“ ganz unbedacht Hochwasserhosen sagen würde. Es scheint aber gerade diese Kürze dem Outfit die Würze zu geben, denn unten blitzen adidas, Pumas oder Dr. Martens hervor oder eben andere Schuhe, die diese prominente Inszenierung verdienen.

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Oben herum trägt die dänische Schönheit weite Jacken und Mäntel, zum Teil ausgefallene Stücke mit Leoprint, aus Teddystoff oder Gehröcke (da sind sie wieder die 90er) oder aber Trenchcoats. Die Taschen sind meistens fast so groß wie eine mittelgroße Sporttasche und auffällig viele sind von der Marke DAY Birger et Mikkelsen, der auch ich unbewusst vor zwei Jahren bei zalando zum „Opfer fiel“.

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Die Haare sind entweder kurz und blond oder sie hängen in einem ausgeleierten Chignon über den Schultern und sind meistens…blond. Das Make-up scheint sich bei den meisten Däninnen hinter der Trägerin zu verstecken, so als ob es nur aufgetragen werden würde, um die Natürlichkeit zu unterstützen, nicht diese zu pimpen. (Wozu auch? Die Däninnen sind elfenartig schöne Wesen.)

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Diese Beobachtungen lassen sich eigentlich überall machen, doch ich begab mich zu diesem Zwecke in die Stadt, auf den Strøget, der Einkaufsmeile Kopenhagens. Wie den meisten „Süchtigen“ bin auch ich als Fashionista immer auf der Suche nach dem „Mehr“, aber nicht so sehr im quantitativen Maß, sondern im Maß der Vielfalt an neuen Marken und Geschäften. Wer relativ viel rumkommt, bemerkt zumindest in Europa fast immer und überall in den Einkaufsstraßen die gleichen Shops, wie H&M oder Zara. Doch hier in Kopenhagen ist es endlich anders. Bis auf die beiden genannten sowie Vero Moda und Only durfte ich in den Genuss mir gar nicht bekannter Shops kommen (Envii.com) bzw. solcher, deren Existenz mir nur aus dem Internet (Gina Tricot) bekannt war. Plötzlich ging ein greller Strahl à la „Batman calling“ gen dunklen Wolkenhimmel Kopenhagens: Es war mein Strahlen vor Freude. Obwohl müde von langen Tagen und Nächten der vergangenen Woche, konnte ich mich nicht zurückziehen, sondern nur noch losziehen in die ganzen neuen „Fundgruben“.

Wer relativ viel rumkommt, bemerkt zumindest in Europa fast immer und
überall in den Einkaufsstraßen die gleichen Shops, wie H&M oder Zara.
Doch hier in Kopenhagen ist es endlich anders.

Selbst wenn mir die Kleidungsstücken in den Shops nicht immer zusagten, so war es der Shop selbst der meine ganze Aufmerksamkeit verdient hatte. Was Besseres als stlyish fällt mir hier voller Entzücken einfach nicht ein. In Kopenhagen scheint alles einem Prinzip zu folgen, nämlich Ästhetik, so eben auch die Shops. 

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Um zu den Kleidungsstücken zurückzufinden, sei gesagt: Wer ausgefallene Stücke sucht, der ist in Kopenhagen richtig und ich habe dieses Mal noch nicht einmal die ganzen Secondhand-Läden besucht! Doch, es gibt natürlich ein Doch. Die Preise sind auch so hoch, wie man es überall nachlesen kann. So kann man schon einmal für einen einfachen Jersey-Jumpsuit 70 € ausgeben, was den Preis eigentlich nicht verdient hat. Naja, aber man hat was zu Gucken und man ist als Modesüchtiger einfach im siebten Himmel. Wenn man bewusst sucht und sich Zeit lässt, dann kann man auch günstigere Stücke ergattern. Gesagt, getan!