Letztens habe ich mit Freundinnen darüber gesprochen, ob eine von ihnen auch mal ungestylt das Haus verlässt, z.B. um zum Supermarkt zu gehen. Die große Mehrheit äußerte sich (erstaunlicherweise) für den „undone“-Look. Das bedeutet konkret: ungeschminkt und auch mal in Jogginghose. (Da ist sie wieder meine geliebte Hose für kranke Tage). Als ich über meine eigene Einstellung nachdachte, wurde mir klar, dass ich weder in die eine noch in die andere Gruppe so recht passe.

Bei mir läuft es so ähnlich wie in einem Versandkatalog ab: Für jede Situation das passende Outfit.

In so einem Fall wie „eben mal zum Supermarkt“ stelle ich mir gerne etwas zusammen, was wohl als „Sofalook“ durchgehen würde, aber in Wahrheit mit Bedacht ausgewählt wurde. An dieser Stelle räume ich gerne ein, dass das ein wenig wahnsinnig klingt.

So habe ich gestern beschlossen, direkt in meinen Sportklamotten zum Sport zu gehen. Ja, das machen viele, aber gemäß der Aussage von meiner Freundin würde sie wohl selbst ins Fitnessstudio nicht unbedingt mit der Sporthose und in Turnschuhen gehen − zumal ich sie in Turnschuhen noch nie gesehen habe!

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Es macht mir einfach Spaß, im Kleiderschrank genau nach den Klamotten zu suchen, die meiner Meinung zu (m)einer Lebenssituation passen. Während die meisten diese Gedanken nur dann haben, wenn es die Etikette gebietet. Für den Besuch in die Oper, einen Vorstellungstermin oder einen Campingausflug wählen die meisten bewusst das „kleine Schwarze“, die Bluse oder Krawatte oder die (grässlichen) Funktionsklamotten zum Überleben. Ich aber finde sogar für den Spaziergang in meinem Viertel etwas, was einfach (angeblich) dazu passt, selbst wenn es auf den ersten Blick gar nicht auffällt!

Um auf meine Freundin noch einmal zurückzukommen. Ich frage mich, warum müssen oder möchten einige von uns nicht „zufällig“ aussehen? Außer aus den Gründen, die ich weiter oben vorgebracht habe? Viele Frauenzeitschriften plädieren dafür, immer top auszusehen, weil man ja auch beim Gang zur Mülltonne seinen Traummann treffen könnte. Also, wenn Klamotten es wirklich schaffen können von einer Mülltüte mit verwesendem Inhalt abzulenken und mich attraktiv aussehen zu lassen, dann, glaube ich, habe ich den Sinn von wahrer Liebe missverstanden.

Wie dem auch sei, ich entscheide mich für das Stylen aus purer Lust am Stylen, ob ich dabei gesehen werde oder eben nicht − egal von wem. 

Kleider machen Leute“ ist eine allgemein bekannte Redewendung. Doch wenn Klamotten mehr den Schein als das wirkliche Sein unterstreichen, dann handelt es sich für mich eigentlich nicht mehr um Mode, sondern um eine Verkleidung. Deshalb: stylt euch aus Lust und Überzeugung und nicht aus Scham!

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